Deutsche Gründerszene zeigt Aufschwung trotz Herausforderungen
Die deutsche Startup- und Gründerszene sendet gemischte Signale: Während die Gründungstätigkeit 2024 leicht angestiegen ist, kämpfen Unternehmer weiterhin mit strukturellen Problemen. Der aktuelle KfW-Gründungsmonitor 2025 liefert wichtige Erkenntnisse für angehende Selbstständige und zeigt sowohl Chancen als auch Risiken auf.

Gründungszahlen steigen erstmals seit Jahren wieder
Nach Jahren der Stagnation verzeichnet Deutschland wieder mehr Existenzgründungen. 2024 wagten 585.000 Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit – ein Plus von 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Gründungsintensität erreichte 115 Existenzgründungen je 10.000 Personen im erwerbsfähigen Alter.
Nebenerwerb als Sprungbrett
Besonders auffällig: Der Anstieg konzentriert sich auf Nebenerwerbsgründungen, die um 5 Prozent auf 382.000 zulegten. Vollerwerbsgründungen gingen dagegen leicht auf 203.000 zurück. Dies zeigt, dass viele Deutsche zunächst den risikoärmeren Weg über eine nebenberufliche Selbstständigkeit wählen.
Interessant für Gründer: 24 Prozent der Nebenerwerbsgründer planen innerhalb eines Jahres den Wechsel in den Vollerwerb – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 20 Prozent des 16pVorjahres.
Digitalisierung treibt Gründungswelle
Die Digitalisierung erreicht einen neuen Höchststand: 36 Prozent aller Existenzgründungen sind mittlerweile digital ausgerichtet. Kunden müssen digitale Technologien einsetzen, um die Produkte oder Dienstleistungen nutzen zu können. Vor einem Jahrzehnt traf dies nur auf jede fünfte Gründung zu.
Branchen im Fokus
Die Gründungslandschaft spiegelt die deutsche Dienstleistungsgesellschaft wider:
- 70% Dienstleistungen (wirtschaftliche: 38%, persönliche: 28%)
- 16% Handel
- 14% Produzierendes Gewerbe
Die meisten Gründer fokussieren sich auf regionale Kunden (61%) und Privatpersonen als Zielgruppe.
Junge Gründer als Hoffnungsträger
Ein positiver Trend: Deutsche Gründer werden jünger. Das Durchschnittsalter sank auf den Rekordtiefwert von 34,4 Jahren. Seit 2002 ist der Altersdurchschnitt um 2,6 Jahre gesunken. Besonders die Altersgruppe der 18-29-Jährigen erreichte mit 39 Prozent ihren höchsten Anteil.
Gründergeist bei der Jugend
Der “Gründergeist” ist bei jungen Menschen am stärksten ausgeprägt:
- 36% der 18-29-Jährigen würden sich für die Selbstständigkeit entscheiden
- 27% der 30-39-Jährigen zeigen Interesse
- Nur 25% der Gesamtbevölkerung präferiert die Selbstständigkeit
Finanzierung: Eigenkapital dominiert
Deutsche Gründer setzen verstärkt auf Eigenfinanzierung. 74 Prozent deckten ihren Kapitalbedarf 2024 ausschließlich mit eigenen Mitteln – der höchste je gemessene Wert. Gleichzeitig benötigen die meisten Gründungen weiterhin wenig Startkapital: 56 Prozent kommen mit bis zu 5.000 Euro aus.
Beschäftigungseffekte bleiben stabil
Neugründungen schufen 2024 insgesamt 485.000 Vollzeitäquivalente Arbeitsplätze. Davon entfallen 275.000 auf die Gründer selbst und 210.000 auf zusätzliche Beschäftigte.
Bürokratie als größtes Hindernis
Trotz positiver Entwicklungen kämpfen Gründer mit erheblichen Problemen. Die größten Hemmnisse sind:
- Bürokratie (65%) – seit Jahren das Hauptproblem
- Bedenken zur Gewinnerzielung (50%)
- Schwierigkeiten bei der Kundengewinnung (44%)
- Zu hohes finanzielles Risiko (42%)
- Belastung für Familie/Partnerschaft (41%)
- Personalmangel verschärft sich
47 Prozent der Neugründungen mit Beschäftigten haben Probleme beim Finden geeigneten Personals – ein deutlicher Anstieg, der den allgemeinen Fachkräftemangel widerspiegelt.
Ausblick 2025: Vorsichtiger Optimismus
Die Zeichen für 2025 stehen auf leichtes Wachstum:
- Planungsquote stieg auf 4,9 Prozent (2023: 3,6%)
- Positive Konjunktur- und Arbeitsmarktimpulse erwartet
- Mehr aktive Gründungsplaner vorhanden
Allerdings plant ein Großteil der Gründungsinteressenten weiterhin nur nebenberufliche Aktivitäten, was das Wachstumspotenzial begrenzt.
Erfolgsfaktoren für Gründer
Der KfW-Monitor zeigt klare Erfolgsmuster auf:
- Intrinsische Motivation zahlt sich aus
Gründer, die aus Überzeugung selbstständig werden, sind erfolgreicher. Nach fünf Jahren sind noch 80 Prozent ihrer Unternehmen aktiv, verglichen mit nur 49 Prozent bei “Notgründungen”. - Ausreichende Kapitalausstattung
Unternehmen mit höherem Kapitaleinsatz (über 50.000 Euro) zeigen eine deutlich bessere Bestandsfestigkeit. - Digitale Ausrichtung
Die fortschreitende Digitalisierung eröffnet neue Geschäftsmöglichkeiten und Märkte.
Fazit: Chancen nutzen, Risiken minimieren
Der KfW-Gründungsmonitor 2025 zeigt: Die deutsche Gründerszene befindet sich in einem vorsichtigen Aufschwung. Besonders die junge Generation und die Digitalisierung bieten Hoffnung. Gleichzeitig müssen strukturelle Probleme wie Bürokratie und Fachkräftemangel angegangen werden.
Für angehende Gründer bedeutet dies: Sorgfältige Planung, ausreichende Finanzierung und eine klare digitale Strategie sind entscheidend für den Erfolg. Der Weg über eine Nebenerwerbsgründung kann dabei ein sinnvoller erster Schritt sein.
Kommentar
Der starke Anstieg bei Nebenerwerbsgründungen um 5 Prozent zeigt: Viele Deutsche wollen gründen, scheuen aber das volle Risiko”, erklärt Christian Eckstein, Geschäftsführer von Erfolgspfad. “Dass immer mehr Gründer nicht gleich den Vollerwerb planen, bestätigt unsere Beratungserfahrung: Der Nebenerwerb dient oft als Testlauf für die große Geschäftsidee.”
“Dass aber 65 Prozent der Gründer die Bürokratie als Haupthemmnis sehen, ist ein Armutszeugnis für unseren Staat. Hier verschenkt Deutschland systematisch Potenzial – wir brauchen endlich echten Bürokratieabbau statt dem Regelungswahn der Politiker.”
Quellen: KfW-Gründungsmonitor 2025, KfW Research
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