Gebäck to Go – Astrid Fleisch bringt Geschmack ins Büro

Gebäck to Go – Astrid Fleisch bringt Geschmack ins Büro

Wie die meisten Kinder hat auch Astrid Fleisch schon früh mit dem Backen angefangen. Vieles hat sie ausprobiert und schnell ihre Leidenschaft entdeckt. Als Vegetarierin kam eine meist fleischlastige Ausbildung zur Köchin nicht in Frage, also wollte sie das professionelle Backen erlernen. Aber nicht irgendwo, sondern in der Geburtsstätte köstlicher Backwaren – in Frankreich. „Ich komme aus Niedersachsen, aber die Qualität von Gebäck ist in fast jeder Konditorei Frankreichs besser als hier in Deutschland“, erklärt Astrid Fleisch. „Es ist normal für deutsche Konditoren, allerhand an Pulvern, Aromen und anderen Fertigprodukten zu verwenden. Die Franzosen hingegen arbeiten mit den natürlichen Grundprodukten: Mehl, Butter, Zucker. Das schmeckt man einfach.“

Gebäck to Go – Astrid Fleisch bringt Geschmack ins Büro

Ihre Ausbildung zur Konditorin bzw. Pâtissière absolvierte Astrid Fleisch also in Paris an einer Privatschule. Was ihr besonders in Erinnerung blieb, war die Ästhetik, das durchdachte Design und die Geschmackstiefe der französischen Backwaren. „In Deutschland ist alles sehr symmetrisch und gerecht. Ein Kuchen hat 12 gleich große und identisch dekorierte Stücke. Das heißt jeder bekommt den gleichen Anteil an Sahnetupfern“, erklärt Astrid Fleisch lachend. „Aber ein Kuchen ist ein Gesamtkunstwerk, keine Zusammensetzung von Kuchenstücken. Ja, vielleicht ist es ungerecht, aber doch auch schöner, wenn die Dekoration auf dem Kuchen asymmetrisch ist.“ Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie in zwei französischen Luxushotels und sammelte wertvolle Erfahrungen. „Am Tag 16 Stunden zu arbeiten, wurde normal für mich“, schildert sie seufzend. „Zurück in Deutschland erfuhr ich dann noch, dass die Ausbildung an der Privatschule nicht als Gesellenbrief anerkannt wird und ich daher nicht zur Meisterprüfung zugelassen werden würde. Damit gingen einige Türen zu.“

Gebäck to Go – Astrid Fleisch bringt Geschmack ins Büro

Astrid Fleisch entschied sich nach Berlin zu gehen und dort Jura zu studieren. Doch die Gastronomie ließ sie nicht los. Die ständige Umorientierung war zwar anstrengend, aber sie war noch auf der Suche nach ihrem Platz auf dem Arbeitsmarkt. Daher fing sie nach dem ersten Staatsexamen wieder in einem Hotel an, dieses Mal in Berlin, und war als Leiterin der Pâtisserie schnell am Ende der Karriereleiter angekommen. Trotzdem war es noch zu wenig Gehalt für zu viel Arbeit. „Mir fehlte die Perspektive“, so Astrid Fleisch. „Meinen Vertrag habe ich dann auslaufen lassen und das Referendariat gemacht. Ich dachte: Dann werde ich eben Anwältin!“ Doch die Liebe zu französischem Gebäck ließ sie nicht los.

Als Anwältin versuchte Astrid Fleisch nebenbei ein Gewerbe als Pâtissière aufzubauen, aber das war bei ihrem täglichen Arbeitsaufwand nicht umsetzbar. „Um ein Unternehmen aufzubauen, braucht man all seine Energie. Man sollte sich voll darauf konzentrieren, damit es dann auch erfolgreich wird“, erzählt sie bestimmt. Sie kündigte ihren Job und begab sich auf die Suche nach anderen juristischen Stellen. Arbeitslos gemeldet begab sie sich zur Agentur für Arbeit, die sie hinsichtlich der Möglichkeiten einer hauptberuflichen Selbständigkeit beriet. Dort erfuhr sie vom Existenzgründercoaching, das dank Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) für sie kostenfrei war. Direkt beim ersten Kontakt empfand sie das Team von Erfolgspfad als sehr gut und entschied sich für das Gründercoaching kompakt.

„Ich hatte eine sehr kompetente und ruhige Beraterin“, erinnert sich Astrid Fleisch. „Wir haben über ziemlich viele Inhalte gesprochen. Am meisten geholfen haben mir die ersten zwei Sitzungen. Die Beraterin hat mir zentrale Fragen zu mir als Person und zu meinem Umfeld gestellt: Was ist mir Einkommen wert? Welche Rolle spielt die Familie? Daraus haben wir meinen Standpunkt ermittelt und Merksätze gebildet, die ich heute noch erfolgreich nutze.“ Nachdem die Voraussetzungen und die Gründereignung geprüft waren, ging es im Coaching um die Einstellung zur Selbstständigkeit. „Die Beraterin hat mir bewusst gemacht, dass ich mich selbständig mache, um etwas zu verbessern. Man sollte sich nicht völlig auspowern, sondern die Balance finden. Sinn der Selbständigkeit ist ja, die Gesundheit und den Seelenzustand mit der Arbeit in Einklang zu bringen. Sich eben nicht fertig zu machen wie im Angestelltenverhältnis, sondern nachhaltig zu arbeiten“ erläutert Astrid Fleisch begeistert. Sie verstand, dass sie den Schritt in die Selbständigkeit nur um ihrer selbst willen ging und deshalb auf sich achten sollte. Darauf aufbauend konzipierte sie gemeinsam mit der Beraterin den Businessplan und erhielt am Ende einen Kredit für ihr Vorhaben.

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„Eigentlich wollte ich einen Raum mieten und herrichten, aber das schien mir dann doch zu teuer für den Anfang“, so die gelernte Pâtissière. Daher entschied sich Astrid Fleisch für ein Reisegewerbe, also einen Verkauf mit einem Wagen, der mobil von Ort zu Ort zieht. Konkret backt sie vier Sorten aus ihrem Gebäck-Repertoire, drapiert alles auf ihrem Wagen und geht in Büros „hausieren“. Dies ist eine unbestellte Leistung, die sie unaufgefordert vor allem in Kanzleien und großen Unternehmen anbietet. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie stressig ein Bürojob sein kann, gerade auch für Juristen. Die haben meist nicht mal die Zeit, das Büro für einen Snack zu verlassen“, erzählt die studierte Rechtsanwältin. „An dieser Stelle will ich ein Lichtblick sein und hochwertige Pâtisserie-Produkte direkt dort anbieten, wo sie gebraucht werden. Wem zwischen Mittagspause und Feierabend die Unterzuckerung droht, dem kommt so ein spontanes Himbeer-Mandel-Küchlein oder ein Schokoladensoufflé gerade recht.“ Astrid Fleisch will mehr zur Verwöhnung der Welt beizutragen und mit ihren Kreationen dem Kunden ein kurzes Überraschungsmoment sowie Genuss und Sinnlichkeit zu vermitteln.

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Das Gebäck von Astrid Fleisch ist gut aus der Hand essbar, muss nicht gekühlt werden und kann auch mal 24 Stunden auf dem Schreibtisch liegen bleiben. Diese wertvolle Ware hat ihren Preis, wird aber von den Juristen gut angekommen. Die ständig wechselnden Sorten sind nicht hochtrabend aufwändig, aber liebevoll selbst gebacken. Als Backstube hat sie die Küche einer Villa angemietet, in der der Interkulturanstalten Westend e. V. (Interkulturanstalten.de) ansässig ist. Dort finden ständig kulturelle Veranstaltungen für Geflüchtete, für alte und neue Berliner statt. Ist ein Tag bei Astrid Fleisch mal nicht so verkaufsstark, gibt sie die restlichen Backwaren gern an das Café des Vereins weiter.

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Seit Herbst läuft es gut, denn die dunkle Jahreszeit ist Kuchenzeit. Für Astrid Fleisch bleibt es dennoch schwer ihren Erfolg zu beurteilen, da sie kein vergleichbares Gewerbe kennt. Dennoch freut sie sich täglich über die normalen Büroarbeitszeiten. „Wenn die Büros leer sind, mache ich auch Urlaub oder Wochenende. Ginge das nicht, würde ich die Selbstständigkeit gar nicht durchhalten. Auf sich zu achten war wohl der wertvollste Gedanke, den mir die Beraterin im Coaching gegeben hat“, erinnert sich Astrid Fleisch lächelnd. Seit September 2019 hat sie ihren Gesellenbrief und wird 2020 ihre Meisterprüfung ablegen. Denn nur mit Meisterbrief darf die gelernte Pâtissière in Deutschland eine Konditorei eröffnen. Auch Sonderanfertigungen auf Anfrage wären dann möglich. „Mit einem Meister steht mir die Welt offen. Momentan verliere ich viel Zeit damit, im Stau zu stehen. Ein Lieferservice ist demnach langfristig wenig produktiv bzw. nachhaltig“, so Astrid Fleisch.

Rückblickend kann sie anderen Gründungswilligen empfehlen, sich bewusst zu machen, welche Rolle die verschiedenen Lebensbereiche für einen spielen. Ehrlich zu sich selbst zu sein und sich selbst, wie auch der Beraterin nichts vor zu machen, habe ihr sehr geholfen. Überhaupt Hilfe in Anspruch zu nehmen und einem professionellen Gegenüber die Situation offen darzulegen, war ein Schlüssel zum Erfolg. „Mir hat erst die Beraterin klar gemacht, dass ich mich aus egoistischen Gründen selbstständig mache und nicht als „brotlose Künstlerin“ unglücklich leben will. Ich weiß jetzt, dass ich das ein Leben lang machen könnte, denn das Konzept passt zu mir“, so Astrid Fleisch zufrieden. „Natürlich passt man den Businessplan mit der Zeit hier und dort an. Aber grundsätzliches Ziel ist immer ein nachhaltiges Konzept statt eines Burn Outs. Ich muss mich nur vor mir selbst rechtfertigen und kann tun, was ich für sachgerecht und vernünftig halte. Eitelkeiten vom Chef gibt es nicht mehr. Ich kann bewusst Urlaub machen und Verantwortung tragen, ohne von irgendwem bestimmt zu sein. Wer dieses Konzept richtig versteht, der ist nicht nur erfolgreich, sondern auch glücklich.“

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