Körperliche und mentale Widerstandskraft – Care-Pilates mit Daniela Jahn
Und dann kam Corona
Eigentlich lief alles ganz gut: Die Pilates-Kurse im Studio von Daniela Jahn und Susanne Mastall waren voll, zu vielen Kunden bestand mittlerweile eine persönliche Bindung. Und dann kam Corona. Das Virus verbreitete sich in der ganzen Welt und forderte trotz Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen zahlreiche Todesopfer. Mit der behördlichen Anordnung vom 16. März musste das Pilates Studio geschlossen werden und alle Kurse wurden abgesagt. „Das war ein totaler Schock“, erinnert sich Daniela Jahn. „Man muss dann schnell umdenken. Wir haben einige Online-Kurse angeboten, aber daran haben bedeutend weniger teilgenommen als wir sonst an Kunden haben.“
Finanzen sind gut, Vertrauen ist besser
Ganze zehn Wochen musste das Studio geschlossen bleiben, während die beiden Inhaberinnen gespannt die Nachrichten zum Verlauf der Corona-Krise verfolgten. „Der Betriebssport außerhalb unseres Studios fiel vollständig weg, da ja Kontaktverbot bestand. Erst seit dem 25. Mai durften wir wieder öffnen und freuten uns über jeden wiedergesehenen Kunden“, so die Pilates-Trainerin. „Geholfen hat uns in dieser Zeit zum einen die Starthilfe vom Land über 3.000 Euro. Finanzen sind immer gut. Aber viel mehr hat uns auf der anderen Seite das Vertrauen unserer Vertragskunden geholfen.“ Denn wie auch bei anderen Dienstleistern haben sich einige Kunden von Care-Pilates bereit erklärt, ihre Beiträge weiter zu zahlen, auch wenn die Leistung vorerst ausbleibt. Die Stunden sollen dann, wenn alles wieder normal weitergeht, kostenfrei nachgeholt werden können. „Ich bin sehr dankbar, dass dieses Vertrauen unserer Kunden stark genug war, um unser Studio zu retten. Diese persönliche Ebene war mir immer sehr wichtig und hat jetzt noch mehr Bedeutung. Nach nur drei Jahren wieder alles aufgeben zu müssen, konnten wir uns auch nicht vorstellen. Dafür haben wir es zu lange vorbereitet und aufgebaut“, so Daniela Jahn.
In Ihrem Pilates-Studio gilt Qualität vor Quantität, d. h. es geht um eine ganzheitliche Herangehensweise hin zu einer natürlichen, aufrechten und damit natürlichen Körperhaltung. Das Training soll helfen, den Anforderungen des Alltags zu entfliehen, mit sich selbst ins Reine zu kommen und Stress abzubauen. „Gerade jetzt in der Corona-Krise, wo viele um ihren Job bangen und finanzielle Nöte haben, wäre Pilates eine gute Möglichkeit gewesen, sich neu zu erden. Ich habe an mir selbst gespürt, wie wichtig ein ganzheitlicher Ansatz aus Bewegung, Ernährung und Entspannung bei der Gesunderhaltung und Gesundwerdung ist“, erklärt Daniela Jahn. Sie hat ihre Berufung darin gefunden, mit Menschen in Bewegung zu sein, um die körperlichen und mentalen Widerstandskräfte zu erhalten.
Der Weg dahin war ganz anders als geradlinig. Denn eigentlich ist Daniela Jahn Diplom-Ingenieurin für Biotechnologie und war sowohl in der Pharmabranche als auch im öffentlichen Gesundheitswesen angestellt. „Mit meiner Familie bin ich dann von Wien nach Soltau gezogen und musste dann schnell merken, dass die Belastung mit einem Vollzeitjob bei zwei Stunden Fahrzeit plus zwei Kinder nicht tragbar ist“, erinnert sich Daniela Jahn. „Ich orientierte mich um und begann ein Fernstudium zur Gesundheitspädagogin, was auch noch läuft.“
Mit AVGS kostenfrei ins Coaching
2016 schloss Daniela Jahn darüber hinaus ihr Examen als Care-Pilates-Lehrerin ab und wurde prompt von ihrer Trainerin nach einer künftigen Zusammenarbeit gefragt. Gemeinsam mit ihr wollte sie ein eigenes Studio eröffnen als gleichberechtigte Partner. „Da ich noch nie vorher selbständig war, wollte ich mir wichtige gründungsrelevante Informationen einholen. Da hatte ich das Glück eines wirklich guten Sachbearbeiters der Agentur für Arbeit, der mich ernst genommen und mir vom Existenzgründercoaching erzählt hat. Durch den Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) war das Coaching vollständig kostenfrei für mich und auch den Träger konnte ich mir frei aussuchen. Nach einiger Recherche kam ich auf Erfolgspfad und hatte direkt nach dem ersten Gespräch ein gutes Gefühl“, erinnert sich Daniela Jahn.
Schnell meldete sich ein Berater von Erfolgspfad und half bei der Ausarbeitung der Geschäftsidee, der konkreten Organisation und bei der Erstellung des Businessplans. Am Ende des Coachings reichte Daniela Jahn ihre Unterlagen bei der Agentur für Arbeit ein und erhielt den Gründungszuschuss für sechs Monate. „Von der Beratung war ich schon total begeistert, weil der Coach einfach persönlich ein super Typ war und dabei trotzdem bodenständig. Er war immer zuversichtlich, dass mein Plan funktionieren würde und hat mich mit handfesten Tipps unterstützt. Als dann noch der Zuschuss bewilligt wurde, war klar, dass ich zum 1.4.2017 mein Studio eröffnen konnte“, so Daniela Jahn dankbar.
Es lief alles nach (Business-)Plan
Das Studio lief gut an, da die Partnerin von Daniela Jahn bereits einen gewissen Kundenstamm mitbrachte. Zielgruppe der Pilates-Kurse sind Männer wie Frauen, Erwachsene wie Kinder, Einsteiger und Fortgeschrittene – also rundum alle, die eine individuelle Betreuung und ein ganzheitliches, abwechslungsreiches Konzept schätzen. Das geht von Mutter-Kind-Kursen zu Angeboten nur für Männer, über Personaltraining bis zu Beckenbodenproblematiken. „Wir haben von Anfang an schwarze Zahlen geschrieben und kostendeckend gearbeitet, was sicher untypisch für Startups ist“, so die gelernte Pilates-Trainerin. „Es lief alles so, wie im Businessplan kalkuliert und wir konnten unsere Zielgruppe sogar weiter ausweiten.“ Schon bald wurden Daniela Jahn und ihre Partnerin von Geschäftsführern gebucht, die Pilates zur betrieblichen Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeiter anbieten wollten. Doch im Kern blieben die Kurse in der charmanten Stadtvilla, wo das Ambiente des Studios den Kunden ein gutes Gefühl vermittelt.
„Wir sehen den Kunden und nehmen ihn wahr, was sehr gut ankommt. Dass uns diese Philosophie am Ende sogar durch eine solche Krise wie die von Corona trägt, zeigt nur, dass wir offenbar etwas richtig machen“, scherzt Daniela Jahn. „Rückblickend kann ich jedem nur empfehlen, sich Unterstützung vor der Gründung zu holen. Es gibt sehr viel mehr Programme und Förderungen, als man denkt. Natürlich ist es immer gut sichere Finanzen zu haben und in meinem Fall zu zweit zu gründen, aber das ist auch eine Typ-Sache. Mir hat mein Berater vor allem geholfen, ruhig zu bleiben, einen langen Atem zu haben und durch verlässliche Kalkulation nachts ruhig schlafen zu können. Wer will das nicht?“